Industriegeschichte der Stadt Niesky

Von Handwerk und Industrie

Schon im 18. Jahrhundert entwickelte sich Niesky zu einem Handwerker- und Handelszentrum und wuchs zu einer Siedlung städtischen Typs heran. Zunächst regulierte die Brüdergemeine die Entwicklung des Handwerks im Ort. Anfangs wurden immer nur Gewerbe zugelassen, welche real den Bedürfnissen entsprachen.

Ende des 19. Jahrhundert erlebte Niesky schließlich einen gigantischen wirtschaftlichen Aufschwung. Aus der Werkstatt des Kupferschmieds Johann Ehregott Christoph entwickelte sich im Zuge der Industrialisierung ein expandierender Maschinenbaubetrieb. 1887 etablierte sich der Holzbau als ein weiteres Unternehmen und mitten im Ersten Weltkrieg kam der Waggonbau als neuer Produktionszweig hinzu.

Die Unternehmen schlossen sich 1922 als „Christoph & Unmack AG, Niesky/OL“ zusammen und gliederten sich in die vier Werksabteilungen: Stahlbau, Motorenbau, Waggonbau und Holzbau mit einer Belegschaftsgröße von bis zu 4000 Personen. Das Produktionsprofil war vielschichtig. Bedeutende Brücken, wie die Norderelbebrücke in Hamburg, die Elbebrücke bei Torgau (1892) und die Brücke über die Oder in Breslau (1896) oder auch das Stahlgerüst des bekannten Hauses Schminke in Löbau wurden von Nieskyer Stahlbauern geschaffen. Außerdem verließen Großdampfmaschinen, später Motoren für Gas und flüssige Brennstoffe und Güter- und Personenwaggons das Nieskyer Werk. Die Werksabteilung Holzbau entwickelte sich europaweit zum führenden Unternehmen und lieferte industriell vorgefertigte Wohnhäuser, Schulen, Kindergärten, Hotels, Kirchen, Turnhallen, Verwaltungsgebäude, Baracken und freitragende Hallenbauten in alle Teile Deutschlands, Europas und nach Übersee.

Nach 1945 wurden die Betriebsbereiche Maschinen- und Holzbau eingestellt. Der Waggonbau und der Stahlbau etablieren sich als leistungsstarke Unternehmen bis heute am Ort.

Niesky gilt auch heute noch als Musterstadt für den modernen Holzbau der Weimarer Zeit. Das berühmteste Nieskyer Holzhaus ist die von Konrad Wachsmann projektierte Direktorenvilla in der Goethestraße. Sie beeindruckt durch seine sachliche, am Bauhaus orientierte Formsprache. Heute lädt das Konrad-Wachsmann-Haus als Ausstellungs-, Kultur- und Forschungsforum Gäste aus der ganzen Welt zum Erkunden ein.