Das Johann-Raschke-Haus
Das älteste Haus der Stadt Niesky
Am 8. August 1742 wurde von böhmischen Glaubensflüchtlingen, die sich der Herrnhuter Brüdergemeine angeschlossen hatten, der Grundstein zu den ersten drei Häusern von Niesky gelegt. Das Haus des Leinewebers und ersten Ortsvorstehers Johann Raschke ist bis heute erhalten geblieben.
Das böhmische Fachwerkhaus ist ein zweigeschossiger Ständerbau, dessen Längsverband mit Andreaskreuzen gewährleistet wird. An der rechten Hausseite befindet sich eine Umgebindekonstruktion mit Eckblockstube. Darin standen einst die Webstühle, an denen die Familie ihren kargen Lebensunterhalt erwirtschaftete. Ein besonderes Kleinod im Hausflur sind die drei „Sonnenstufen“ in der Treppe zum Obergeschoss, die den Lichteinfall durch das von der Treppe verdeckte Fenster ermöglichen.
Etwa im Jahre 1799 wurden das Umgebindehaus sowie alle am Platz befindlichen Häuser verputzt und somit verschwand infolge des damaligen Zeitgeschmacks das charakteristische böhmische Element. Im Zuge von Rekonstruktionsmaßnahmen im November 1992 trat das ursprüngliche Fachwerk wieder zutage. Bei der Generalsanierung 1995/96 entschied man sich für das Sichtfachwerk und die Wiederherstellung der ehemaligen Umgebindekonstruktion.
Das Gebäude diente bis 1981 als Wohnhaus, von 1788 bis 1860 beherbergte es auch die Poststation. Seit 1986 befindet sich das Museum und seit 1991 die Touristinformation im ältesten Haus der Stadt. Damit wurde an die einstige Tradition Nieskyer Museumsgeschichte angeknüpft. Das frühere Museum der Herrnhuter Brüdergemeine gilt als eines der ältesten Museen in Sachsen. Infolge Kriegszerstörungen und der Kulturpolitik nach 1945 gingen die Sammlungen zum großen Teil verloren. Durch das große Engagement geschichtsinteressierter Bürger konnten die Sammlungen wieder aufgebaut werden. Eine interessente Ausstellung präsentiert heute lebendige Stadtgeschichte.